Fünf wichtige Fakten zum heutigen Hitzeaktionstag
1) Hitze ist eine Gefahr für die körperliche und psychische Gesundheit
Für Körper und Psyche sind heiße Tage mit Temperaturen ab 30 Grad Celsius besonders belastend. Vor allem wenn die Temperatur nachts nicht mehr unter 20 Grad Celsius fällt, spricht man von einer Hitzewelle. Neben der Gefahr der akuten Überhitzung und Dehydrierung ist dies auch für das psychische Wohlbefinden belastend. Von vermehrten Schlafstörungen, Stress und Konzentrationsstörungen bis hin zu Aggressionen und erhöhter Sterblichkeit.
Neben der Beratung Ihrer Patient*innen, können Hitzeschutzmaßnahmen in der eigenen Praxis wichtig werden. So können Sie zum Beispiel in den Abend- und Morgenstunden lüften, Räume verschatten oder Wasser anbieten.
2) Psychopharmaka können die Wärmeregulation des Körpers beeinträchtigen
Manche Neuroleptika, Antidepressiva, Anticholinergika und Beruhigungsmittel können die Körpertemperatur erhöhen oder zu veränderter Schweißbildung führen. Hierdurch kann die Wärmeregulation bei Hitze beeinträchtigt werden.
Weisen Sie Ihre Patient*innen auf potentielle Folgen in der Wärmeregulation durch die Einnahme von Psychopharmaka, Blutdrucksenker oder Diuretika hin und empfehlen Sie ihnen, sich bei Hausärzt*in oder Psychiater*in ausführlich beraten zu lassen.
3) Bei Hitze steigt die Sterblichkeit bei Menschen mit psychischen Erkrankungen
Menschen mit psychischen Erkrankungen haben bei Hitze ein besonders hohes Risiko zu versterben. Dies gilt vor allem für Menschen mit Schizophrenie, Substanzabhängigkeiten und organischen psychischen Störungen (zum Beispiel Demenzen).
Aber auch depressive Patient*innen sind der Gefahr durch Dehydrierung ausgesetzt, falls sie durch eine ausgeprägte Antriebslosigkeit und verminderte Selbstfürsorge zu wenig Wasser trinken.
Raten Sie dazu, ausreichend zu trinken und Sozialkontakte zu planen.
4) Bei Hitze steigt die Anzahl der Suizide mit jedem zugenommenen Grad Celsius
Grund hierfür können eine verstärkte Enthemmung der Impulsivität und soziale Isolation durch die Hitze sein.
Behalten Sie das bei der Einschätzung der Suizidalität Ihrer gefährdeten Patient*innen im Hinterkopf.
5) Hitze steigert Aggressionen und Verbrechen
Bei Hitze nehmen Unwohlsein, Stress und Reizbarkeit zu. Dabei reicht schon eine kurze Hitzeaussetzung, um Aggression zu erhöhen. In verschiedenen Studien werden gesteigerte Konflikte und Gewalt in Hitzeperioden unter anderem in psychiatrischen Einrichtungen, im Straßenverkehr und unter Häftlingen im Gefängnis gezeigt.
Empfehlen Sie Maßnahmen zum Schutz vor Hitze, in der eigenen Wohnung oder das Aufsuchen kühler Orte in der Nähe, beispielsweise Wälder, Kirchen und U-Bahn-Stationen.
Was kann ich noch tun?
Beraten Sie Ihre Patient*innen in Hitzewellen zu gesundheitsförderlichem Verhalten. Unterstützen kann Sie dabei das Plakat zum Hitzeschutz, das die DGVT-Fachgruppe Planetary Health als Download zur Verfügung stellt.
Bei weiterem Informationsbedarf können Sie auf die Hitzeschutzinformationen der Bundespsychotherapeutenkammer oder des Gesundheitsamtes hinweisen (s. u.)
Es ist hilfreich, eine Liste gefährdeter Patient*innen zu führen, die Sie jährlich vor der Sommerzeit aufklären bzw. für die Sie gesondert Eigen- und Fremdgefährdung beurteilen möchten.
Zudem können Sie sich über Hitzewellen auf den Seiten des Deutschen Wetterdienstes informieren und „Hitzewarnungen“ erhalten.
Weitere Informationen und Empfehlungen finden Sie in den folgenden Links:
Plakat zum Hitzeschutz – DGVT-Fachgruppe Planetary Health
Bundesempfehlung für den Hitzeschutz in ambulanten psychotherapeutischen Praxen – Bundesgesundheitsministerium (BMG) und Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK)
Hitzeschutzflyer für Patient*innen – BPtK
Hitzeschutzflyer für Psychotherapeut*innen – BPtK
Initiative Hitzeaktionstag – KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e. V.
Gesundheitsrisiko Hitze – Bundesministerium für Gesundheit (BMG)
Newsletter mit Hitzewarnungen – Deutscher Wetterdienst (DWD)
Positionspapier zum Klimawandel und psychischer Gesundheit – Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN)
Aggressionen bei Hitze – taz-Artikel
Psychopharmaka und Hitze – Cambridge University Press