Heinz Liebeck ist gestorben.
Heinz wurde am 3. Januar 1944 in Pasewalk geboren. Nach der Flucht am Ende des Krieges ist er in Hannover aufgewachsen und hat hier Abitur gemacht. Es folgten der Wehrdienst und das Psychologiestudium in Göttingen. Nicht nur familiär, auch beruflich fand er hier seine Heimat und blieb dem psychologischen Institut und der Abteilung Klinische Psychologie treu. Nach dem Diplom und der Promotion bei Prof. Dr. Erna Duhm wurde er 1978 wissenschaftlicher Assistent, später auch Leiter der Institutsambulanz und Ausbildungsambulanz für Psychotherapie/Verhaltenstherapie. Er war für Generationen von Psychologiestudierenden und später auch für viele Ausbildungsteilnehmer*innen hochgeschätzter Lehrer und therapeutisches Vorbild. Seine Themen waren ambulante kognitive Verhaltenstherapie bei Angst- und affektiven Störungen sowie Ess-Störungen und Qualitätssicherung in Ausbildung und Psychotherapie. Viele Fachartikel, auch Bücher hat er geschrieben und editiert, war aber vor allem als Dozent und Ausbilder in kognitiver Verhaltenstherapie sowie als Supervisor beliebt. Als er sich im April 2009 in den verdienten Ruhestand verabschiedete, war dies für viele seiner ehemaligen Schüler*innen von nah und fern Anlass gerne nach Göttingen zu einem großen Abschiedsfest zu kommen.
Heinz Liebeck hat sich, das darf man sicher sagen, um unseren Verein verdient gemacht: Er war seit 1996 für lange Jahre in der Anerkennungskommission, die später zur Qualitätssicherungskommission wurde, tätig. Er hat besonders in der Übergangszeit nach der Verabschiedung des Psychotherapeutengesetzes für sehr viele Kolleg*innen die wichtige Prüfung der Berufsqualifikationen vorgenommen und sodann die Voraussetzungen für den Erhalt der Approbation nach Übergangsregelungen bescheinigen können. Später war er langjährig Landessprecher in Niedersachen, hat in Länderrat und Intergremientreffen mitgewirkt. An DGVT-internen Diskussionen hat er sich leidenschaftlich, stets engagiert und konstruktiv beteiligt.
Heinz hatte einen unnachahmlich tiefsinnigen, norddeutschen Humor. Er war treffend und klar in seinen Diskussionsbeiträgen, aber immer versöhnlich, wertschätzend und konstruktiv, auch wenn es unterschiedliche Meinungen gab. Er blieb ruhig und strahlte eine tiefe Gelassenheit und Besonnenheit aus. Er war bodenständig und naturverbunden. Er drängte seine Ansichten niemanden auf, hat diese aber klar geäußert, vielleicht gerade deshalb hat man sie ernst genommen und als relevant befunden.
Heinz hat für die DGVT in Niedersachsen die Kammer mit-aufgebaut. Erst wirkte er im Gründungsausschuss mit, hat sodann die Wahlen bzw. den Wahlkampf zur Kammerversammlung gestaltet: Sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Wahl zur Kammerversammlung 2005 war er inoffizieller Stimmenkönig und konnte über alle Fraktionen bzw. Listen hinweg die meisten Stimmen erringen. An der Ausgestaltung der Psychotherapeutenkammer hatte er maßgeblich mitgewirkt – einerseits als Vorsitzender des Finanzausschusses, andererseits auch, indem er in vielerlei Hinsicht, auch durch die Ausgestaltung des Kammerhaushaltes, versuchte, unsere (und seine!) Ideen von schlanker Kammer und von Mitgliederorientierung einzubringen. Und er setzte sich auch nachhaltig und erfolgreich für die enge Einbindung der Ausbildungsinstitute in die Kammerarbeit ein. Zum Ende dieser zweiten Wahlperiode hat er sich dann aus der aktiven Kammerarbeit - mittelfristig geplant, ähnlich wie dann auch bei der DGVT – zurückgezogen, aber nicht ohne zuvor Nachfolger*innen geworben und gefördert zu haben. Konsequent eben, wie er so war!
Die, die ihn kannten, bei uns im Verein, in der Kammer, in der Universität und in allen anderen Feldern, wo er sich engagierte, werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren!
Heiner Vogel (Würzburg) & Alexandra Klich (Göttingen)